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Was von Judetta übrig blieb – Ein Trauerspiel in fünf Akten
Ich war noch nie so richtig gut im über mich und meine Probleme reden. Was dazu geführt hat, gut, davon hab ich tatsächlich ne Idee, aber Fakt ist, dass ich meine Sorgen anderen gegenüber gerne mit einer läppischen Handbewegung abtue und (ernste) Gespräche, wenn sie denn sein müssen,  am liebsten folgendermaßen führe: im Dunkeln, mit mindestens nem Glas Wein intus oder eben schriftlich. Da Erstes derzeit nicht wirklich möglich ist, weil ich meistens schon bei Einbruch der Dunkelheit hirnlos und erschöpft zusammen sacke und Punkt zwei dank Stillen auch nicht drin (ich fühl mich ja eh schon dauerstramm, auch ohne Schnaps), ist es eben das Aufschreiben, was mir einmal mehr dabei hilft, meine Gedanken zu sortieren und mir meinen Kummer von der Seele zu schrei(b)en. Jetzt müsste ich nur noch die Zeit finden, dass hier alles immer reinzutippeln… Netter Gedanke.

1. Akt: Aber was ist denn eigentlich los, Kind, was hast du denn?

Ach, es ist alles und nichts, das alte Spiel. Mein Mini fordert mich über alle Maßen und ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Auch wenn man mir das vielleicht nicht auf den ersten Blick ansieht, ich bin müde, die Akkus sind leer, ich bin ganz kurz vor „kann nicht mehr“. Das Ding ist ja, dass genau dann, wenn man denkt, dass diesmal wirklich alles den Bach runter geht, ein, zwei gute Tage kommen und man wieder ein bisschen Kraft tanken kann. Und immer, wenn man sich gerade ein bisschen aufgerappelt hat, geht der ganze Spaß von vorne los.

2. Akt: Ich wollte doch gerade noch…

Aber ich weiß es nicht mehr. Vergesslich ist gar kein  Ausdruck, ich schaffe es ja nicht mal, einen Gedanken zu Ende zu denken. Ich schreibe mir Zettel, um zu vergessen, wo ich sie abgelegt habe, schmiere Brote, die dann Zuhause vergammeln, auf dem Weg in ein Zimmer vergesse ich, was ich eigentlich da wollte. Für Termine, stehen sie auch noch so fett im Kalender, brauche ich mindestens zwei Erinnerungen (ein Hoch auf die automatische Erinnerungsfunktion!) was ich einkaufen wollte, verschwindet in den Windungen meines Hirns. Mist, wieder kein Brot gekauft, aber hey, da ist ja immerhin noch Toast im Froster.

3. Akt: Früher war mehr Klönschnack.

Eine Freundin sagte mal zu mir, dass sie nicht weiß, wie ich das immer mache: zeitnah auf Nachrichten zu antworten, mein Telefon zu hören (und ranzugehen, whoohoo!), rechtzeitig zu Geburtstagen zu gratulieren (idealerweise sogar mit nem Anruf, ich finde das total schön, einen Anruf „zu investieren“. So richtig oldschool mit Wählen und Sprechen ist es doch viel persönlicher, oder?), Geschenke rechtzeitig zu besorgen, zu basteln, Karten selbst zu lettern, anstatt sie zu kaufen, kleine Aufmerksamkeiten zu Geburten zusammenzustellen. Ich habe häufig Rezepte ausprobiert, immer mal umgeräumt, war laufen oder schwimmen und habe es geliebt, mich abends mit Freunden zu treffen, gemeinsam zu essen, was zu trinken, manchmal ins Kino. Was man eben so macht.

4. Akt: Alles nur eine Phase.

Das weiß ich ja selber. Auch, wenn das langfristig ein schöner Gedanke ist, den Moment macht es nicht leichter. Und mich auch nicht wacher.

5 Akt: Und nu?

Nix nu. Ich möchte es nur einfach mal loswerden. Für „wenn erstmal alles wieder gut ist“ konservieren, um mich dann zu erinnern und irgendwann vielleicht drüber lachen zu können (Weißte noch damals, im Herbst 2017, als ich nicht mal mehr wusste, wie der Satz anfing, den ich gerade zu Ende sprechen wollte?). Ich möchte, dass hinter meinem lax dahin gelächelten „Ach danke, alles gut.“ hier ein bisschen Realität durchlugt, ohne dass ich mich von Angesicht zu Angesicht dazu äußern muss, zu meinen Schwächen stehen, zugeben, dass ich auf Sparflamme fahr. Zum einen, weil das wohl niemand gerne zugibt, vor allem aber, weil liebe, verständnisvolle und tröstende Reaktionen mich direkt aus der mühsam gehaltenen Bahn werfen und mir in nullkommanix Tränen in die Augen treiben. Und erklär dann mal einem Dreijährigen, wat Muddi (so ohne einen für ihn erkennbaren Grund) jetzt schon wieder hat… Also einfach Krönchen richten, fettige Haare drunter verstecken, vielleicht doch die Schminke wieder raussuchen und immer schön weitermachen. Kommen ja auch wieder ruhigere Zeiten, ne?

Liebst,

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9 Kommentare

  1. Hallo Judith 😇
    vielen Dank für Deinen sehr unterhaltsamen und informativen Beitrag! Ich laufe nun fast 47 junge Jahre mit einem Berg Haaren durch die Weltgeschichte, welche ich (welch Überraschung) immer wieder Glätte…Föhne…Öle…Zusammenbinde und ja auch soooo oft verwünsche. Aber die Locken die mich als Kind haben Tränchen kullern lassen mit stolz und Freude tragen? Nielmals…dachte ich. Bis hierhin😄Denn Du hast mich überzeugt meine Locken nicht mehr nur im Kopf sondern auch auf dem Kopf zu tragen. Jetzt heißt es nur noch alles flink dafür zu besorgen und das Abenteuer zu wagen! Dir eine Gute Zeit. Viele Grüße

  2. du schreibst am Anfang etwas von „kein Mikroplastik“. dann prüfe doch nochmal die Inhaltsstoffe von cantu… Mikroplastik!

  3. Ich möchte auch moderne Locken tragen. Bisher hatte ich eher glatte Haare. Gut zu wissen, dass es ein Buch gibt, dass Tipps dazu gibt, wie man seine natürlichen Locken pflegen kann.

  4. Auch ich bin aufgrund meiner sehr starken und kleinen Locken auf Conditioner angewiesen, um meine Haare überhaupt kämmen zu können. Leider ist es nach jeder Haarwäsche ein Zufall, ob meine Frisur anschließend gut aussehen wird oder nicht, da ich seit Jahren dieselbe Vorgehensweise bei der Lockenpflege beibehalte. Vielleicht wird mir demnächst ein Friseur Tipps geben können, wie ich das Maximale an Volumen aus meinem Haar rausholen kann, wenn ich mir für eine bevorstehende Hochzeit eine besondere Frisur kreieren lasse.

  5. Vielen Dank für deinen ehrlichen Bericht! Ich war heute beim Friseur und dort hat man mir auch die Curly Girl Methode empfohlen. Allerdings bin ich genau wie du auch sehr überfordert von allem. Ich hoffe, bei mir ändert sich das ebenfalls schnell und ich erreiche gute Ergebnisse damit.

  6. Ich habe vor 2 Wochen nach 20 Jahren Keratin und täglich glätten auch aufgegeben. Meine Haare sind ca 70cm lang und extrem dick. Ein endloser Kampf. Seit ich sie nur noch wasche und luft trockne hab ich jetzt einen lockenkopf als ob ich von Friseur komme. Fühle mich damit allerdings überhaupt nicht wohl , muss mich erst daran gewöhnen

    • Liebe Caren, danke fürs Teilen deiner Gedanken!

  7. Huch…das ist aber ein riesiger Aufwand!!! Und die Menge an Produkten. Das geht ins Geld, ne Menge Wasser wird verbraucht. Ich brauche nur eine Nussgrosse Menge Shampoo. Habe in Frankreich ein Shampoo gefunden, der Hammer! Die Inhaltsstoffe hab ich nicht angeschaut, brauch aber sehr sehr wenig und auch nur 2x die Woche. Versucht mal …von Dessange, Nutri- Extrême Richesse. Shampooing concentré nutrition für cheveux trés secs réches, ternes. Mit Huiles précieuses d’onagre et sésame. Keine Ahnung wo man das in Deutschland oder der Schweiz sonst bekommt aber man geht ja in die Ferien und das Shampoo gibts dort in diversen Supermärkten.

    • Hi Christina, danke für deine Worte! Ehrlich gesagt ist der Aufwand nur während der Umstellung größer, inzwischen brauche ich nicht länger als vorher. Und da zumindest ich meine Harre auch nur noch einmal pro Woche waschen muss, halten die Produkte auch ewig. Aber ich schau mir die Produkte gerne an, danke für den Tipp!

      LG Judith


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