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Unterwegs im Spreewald – Mit Kindern das grüne Venedig erleben

Da waren wir nun also, irgendwo an der Grenze zu Brandenburg und hackten wie wild auf unser Navi ein. Dass es in den Spreewald gehen sollte, war klar, aber wohin? Also haben wir den Stellplatzführer gezückt und mal gekuckt, wo man da denn so unterkommen kann. Ah, Burg, da war ich schon mal, auch wenn ich mich kaum dran erinnern kann. Und Kneip- und Erlebniscamping? Joar, klingt doch ganz gut, da schauen wir mal. Gesagt, getan, auf den Weg
gemacht.

Campingplätze im Spreewald in BrandenburgEin bisschen fühlt es sich an wie ein Ausflug in die Vergangenheit. Das Würzfleisch auf der Karte klingt verlockend, aber ich entscheide mich für Soljanka mit Zitrone und saurer Sahne, dazu gibt es Apfelmost aus alten Gläsern. Der Campingplatz ist schön, großzügig angelegt, inmitten von
Wiesen und hohen Bäumen und an einem Fließ. Sogar einen eigenen kleinen Hafen gibt es, direkt am Campingplatz Restaurant „Zum Plon“, benannt nach einem Drachen aus einer sorbischen Sage. Während wir am nächsten Tag am Bootshaus am Leineweber auf unsere Tour warten, genehmigen wir uns noch einen kleinen Snack. Es gibt
frische Hefeplinse mit Apfelmus und Zucker und Zimt und Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl, dazu ein paar Zwiebelwürfel und die obligatorische Spreewaldgurke.
Leinöl, auch so ein fast vergessener Geschmack aus meiner Kindheit. Wie ich es liebe, die noch dampfenden Kartoffeln in das goldgelbe Öl zu tunken! Eine Erinnerung, die ich mit nach Hause und damit auch mit auf meinen Speiseplan nehme.
 
Pellkartoffeln mit Quark, frischen Kräutern und Leinöl | judetta.de
 
Dann geht es los. Die eigentliche Tour ist voll, aber Robert, der eigentlich nur dafür zuständig ist, die Boote zu belegen, erklärt sich bereit, mit uns eine kleine Extrarunde zu fahren. Das kommt uns ganz gelegen, denn 1,5-2h auf einem kleinen Kahn sind für die Jungs vielleicht doch etwas ambitioniert. Also lassen wir die anderen Boote fahren und steigen kurz darauf in unseren eigenen kleinen Kahn. Robert zieht sich seine Weste aus, schnappt sich ein Stakholz und los geht’s – lautlos gleitet unser Boot über die kleinen Wasserstraßen von grün Venedig. Wir fahren vorbei an Wassergrundstücken, durch Brücken, vorbei an großen, saftigen Wiesen und uralten Bäumen, deren Äste ins Fließ hängen. Die Stimmung ist fast ein bisschen magisch, irgendwie verwunschen. Alles scheint so unberührt, so natürlich und idyllisch. Auf der Wasseroberfläche ziehen unzählige Wasserläufer ihre Runden, neben uns flitzen kleine Fische an unserem Boot vorbei und wir werden von Mücken zerstochen. Robert erzählt vom alten Wasserwerk und den Touristen, die mit ihren Kanus kommen, einfach irgendwo anlegen und in fremde Vorgärten pinkeln, von lauen Wintern und den Komoran, der die Fischbestände in diesem  Jahr minimiert hat. Robert selbst ist 38 und arbeitet in dem Bootshaus nur den Sommer über. Im Winter hilft er,  den Hof seiner Mutter zu bewirtschaften. Es bleibe viel liegen während der hellen Monate und es gäbe viel zu tun in den dunklen.
 
Kanal im Spreewald an einem verregneten Sommertag
Kanal im Spreewald an einem verregneten Sommertag
Kanal und Brücke im Spreewald an einem verregneten Sommertag
Kanal und Wiesen im Spreewald an einem verregneten Sommertag
 Als es anfängt zu regnen, wendet Robert das Boot und rollt eine Plane über uns aus. Die, die gerade kein Bébie in den Armen halten, halten dafür jetzt die Plane mit beiden Händen über unsere Köpfe. Robert lacht und sagt, ihn störe der Regen nicht, Hauptsache sei, uns ginge es gut. Und dann bringt er uns zurück zum Anleger. Unser großer Sohn schmettert inzwischen lauthals „Liebe, liebe Sonne“ und  als wir am Bootshaus ankommen, bricht diese tatsächlich wieder durch die Wolken. Der nächste Tag wird unser Trödeltag. Wir verbringen den Vormittag im Museum und schlendern danach zum Kur- und Sagenpark. Wir schauen uns den alten Spreewaldbahnhof an, lassen die Modelleisenbahn in einem der alten Wagons fahren und genehmigen uns ein Stück Kuchen im Café „Alte Ladenstraße“. Essen Spreewaldgurkeneis bei Urban’s (So seltsam es klingt, so lecker ist es! Unbedingt probieren!) und vertrödeln Zeit auf dem Spielplatz. Spielen am
Brunnen und essen zu Abend in einer Windmühle.  
Kanal im Spreewald an einem verregneten Sommertag
Der Kräuermühlenhof in Burg
Der Kräutermühlenhof in Burg
 
Der Kräutermühlenhof liegt direkt neben dem Kurpark in Burg und ist wunderschön anzusehen. Als wir ankommen, ist der große Garten voll mit Tischen und Menschen. Also gehen wir nach drinnen und finden Platz in einem kleinen Separee. Die Mühle ist einer Bockmühle nachempfunden und zauberhaft eingerichtet und dekoriert. Große Strohkränze mit getrockneten Blumen und Früchten,  getrocknete Maiskolben, ganz viel Holz. Es ist urig und unheimlich gemütlich. Wir essen auf Empfehlung die kalte Gurkensuppe mit Leinöl vorweg und dann Schnitzel mit Rahmpfifferlingen. Dazu gibt es Himbeerlimo aus einem riesigen Glas. Alles schmeckt köstlich. Der Service ist perfekt und wir fühlen uns sehr wohl, so richtig gut aufgehoben. Wir könnten ewig bleiben… Aber wir radeln zurück zum Zeltplatz und fallen abends wunderbar erschöpft in unsere Betten, kurz bevor das Gewitter über uns losbricht.
 
Camping mit Kindern im Spreewald
 
 
Oh es gibt so viel zu entdecken im Spreewald, so viel zu sehen und zu unternehmen. Es hat uns gut gefallen und wir haben längst nicht alles gesehen, was wir sehen wollten. Also kommen wir wieder. Versprochen.  
Urige Koffer am alten Bahnhof in Burg
 

Liebst,

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Oh hi, Depression – eine Diagnose kommt selten allein

Oh hi, Depression – eine Diagnose kommt selten allein

Da steht sie plötzlich, schwarz und fett auf einem blassrosa Papier, die Tinte ein bisschen verschwommen. Eine Abkürzung, die mir die Tränen in die Augen schießen lässt – genau jetzt und unzählige Male in der letzten Zeit, immer wieder, ungebremst rückwärts bergab und keine Chance, die Bremse zu ziehen.

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It's okay to be not okay. Ok. I am not.

It's okay to be not okay. Ok. I am not.

It’s okay to be not okay.
Ok. I am not.

Das Meer ist ganz ruhig, ganz glitzernd und spiegelt, es schwimmt sich ganz easy, routiniert geht’s voran.

Von Strömungen, die sich da langsam aufbauen und heimlich ganz stark werden, merkt man vorerst nichts. Nur vielleicht, dass man plötzlich ein bisschen mehr Kraft braucht, um das Tempo zu halten, das man sonst von sich kennt.

Man kommt weiter gut vorwärts, glaubt: Man, ach, das geht schon! Denn irgendwie geht es ja weiter voran. „Ich stell mich nur an grad, ich bin einfach müde, dann geht es heute eben bisschen früher ins Bett.“

Dass die Strömungen inzwischen Strudel wurden, die alles gierig und stark alles in den Abgrund ziehen, die reißen und tosen, die wüten und rauschen, das bleibt verborgen, das sieht man schlicht nicht.

Man schwimmt einfach weiter, mehr Kraft noch, das geht schon, das Meer scheint doch ruhig und der Himmel noch blau. Doch der Strudel, der wildert beharrlich nach unten, mehr Kraft noch, mehr Sog folgt, dann zu viel und zu laut.

Bis man – viel zu spät dann – endlich realisiert, dass gar nichts mehr rund läuft und man nicht mehr kann.

Blöd nur, dass die Kraft da schon lang nicht mehr ausreicht, um zurück zu kommen und nicht unterzugehen.


Warum ich das schreibe, das öffentlich mache? 
Weil ich nicht okay bin.
Und das ist okay.

Und weil’s mir so schwerfällt, darüber zu sprechen, weil ich das schlichtweg einfach (noch) nicht so gut kann. Doch es musste mal raus jetzt und es scheint so viel leichter, die Worte zu schreiben, die ich nicht aussprechen kann. Sie mir einzugestehen und sie mir zu erlauben, das ist ein Anfang. Der Weg ist lang, doch das Ziel ist das Ziel. Und wenn ich da ankommen, dann will ich wieder ich sein. Und wieder ich werden? Da arbeite ich jetzt dran.

Liebst,

Auch das noch: Ich hab AD(H)S als Erwachsene

Auch das noch: Ich hab AD(H)S als Erwachsene

Keine Ahnung, ob du es vielleicht schon bei Instagram verfolgt hattest oder ob das hier jetzt komplett neu ist: Ich habe AD(H)S, das erst kürzlich bei mir diagnostiziert wurde.. Ein bisschen was habe ich schon dazu erzählt und geschrieben, aber irgendwie ist das nicht nur ein Thema für Instagram, sondern auch für hier  und ich glaube, deswegen werde ich jetzt nach und nach auch auf meinem Blog darüber schreiben. 

Pünktlich zum Mental Health Day am 10. Oktober war es jedenfalls so weit: Wochenlang hatte ich überlegt, ob ich in der Öffentlichkeit überhaupt darüber sprechen möchte, und plötzlich war es ganz klar: Die Zeit des Versteckens muss vorbei sein, wir müssen über Dinge sprechen, wenn wir sie ändern, wenn wir sie enttabuisieren wollen. 

Seit immer schon versuche ich, meine „Schwächen“ zu verstecken, meine „Makel“ und Eigenschaften, die ich mir immer weggewünscht habe und ständig versucht, zu maskieren. Ich hab weder über den Burnout gesprochen, der mich vor etwa 10 Jahren in die Knie zwang, noch über die Therapien, die ich gemacht habe, geschweige denn von all den anderen Dämonen, mit denen ich hin und wieder kämpfe.

Und auch meine neuste „Errungenschaft“, AD(H)S – spätdiagnostiziert im Erwachsenenalter – wollte ich erst weder wahrhaben noch darüber reden. Ich weiß seit einer kleinen Weile, dass ich ADHS habe. Irrsinnig viel erklärt sich dadurch, und dennoch ist es noch schwer zu fassen. Ich stehe am Anfang, aber ich bin auf dem Weg. Und ich werde drüber sprechen. Weil endlich Schluss sein muss mit dem Maskieren – und zwar in jegliche Richtung.

Und jetzt entschuldige mich, mein Mutausbruch macht mir Angst, ich muss mir mal kurz die Decke über den Kopf ziehen. 🙈

Falls du jetzt aber Lust  bekommen hast, mehr darüber zu hören, dann here some good news. Wir haben für den Mamsterrad-Podcast mit den AD(H)S-Expertinnen Dr. Ismene Ditrich, Fachärztin für Psychologie und Psychiatrie, und Dr. Christa Koentges, Psychologin und Psychotherapeutin, über AD(H)S im Erwachsenenalter und insbesondere bei Frauen gesprochen. Die ganze Podcastfolge gibt es hier:

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Weitere Informationen

Wenn dich das Thema „AD(H)S im Erwachsenenalter“ interessiert, habe ich hier noch ein paar wirklich tolle Buchtitpps für dich:

„Die Welt der Frauen und Mädchen mit AD(H)S“

Frauen und Mädchen mit AD(H)S erhalten viel seltener eine Diagnose als Männer und Jungen, denn ihre Symptome fallen weniger stark auf: Betroffene Frauen und Mädchen sind weniger hyperaktiv, dafür verträumt, unaufmerksam und vergesslich. Die zu späte oder fehlende Diagnose kann weitreichende Folgen haben: Der Leidensdruck bleibt meist über Jahrzehnte bestehen, schadet ihrem Selbstwertgefühl und zieht Folgeerkrankungen nach sich.

Die vier Expertinnen der Freiburger Arbeitsgruppe AD(H)S leisten in diesem Buch wichtige Aufklärungsarbeit für Frauen mit AD(H)S sowie für Eltern betroffener Mädchen. Mit vielen Einblicken aus der Forschung, Fallgeschichten, Reflexionen und Übungen zur Selbsthilfe zeigen sie konkrete Wege auf, wie Betroffene mit ihrer Besonderheit Frieden schließen, ihre vielen Stärken entdecken und gut mit AD(H)S leben können.

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„Hirngespinste: Mein Leben mit ADHS“

Sätze wie „Ein bisschen ADHS hat doch jeder.“, „ADHS gibt es doch gar nicht.“ oder „ADHS haben doch nur kleine Jungs.“ gehören für Lisa Vogel zum Alltag. Wie es ist, als erwachsene Frau mit ADHS zu leben, welchen Vorurteilen man ausgesetzt ist und was im Alltag hilft, davon handelt dieses Buch.

Lisa räumt mit Mythen rund um die Stoffwechselstörung im Gehirn auf. Denn nicht jede/r mit ADHS ist ein zappeliges Kind, schlecht in der Schule oder auffällig im Erwachsenenalter. Mit ihrer späten Diagnose begann ihre Reise zu sich selbst, aus der ihr Wunsch erwuchs, andere auf dieser Reise zu begleiten, ihnen Verständnis zu schenken und sie vor Selbstzweifeln zu schützen.

Aktuelle Erkenntnisse und Studien zum Thema ADHS bei Erwachsenen runden das Buch ab.

BUCH…

2 Kommentare

  1. Wir sind auch gern im Spreewald im Urlaub und mir geht es da ähnlich wie dir. Ich fühle mich bei Soljanka und Co. auch immer ein wenig in die Vergangenheit gesetzt. Ich hoffe, wir können dieses Jahr auch wieder ein schönes Zimmer finden, von dem wir alles gut erreichen können.


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