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„Na, wie geht`s dir?“

… ist die Frage, vor der ich zur Zeit am meisten Angst hab. Und die mir, denke ich auch nur einen Moment zu lang drüber nach, direkt die Tränen in die Augen treibt. Stellt sie mir nämlich jemand, rattert mein übriges Bisschen Hirn so laut, dass man es wahrscheinlich durch meine Schädeldecke hören kann. Was soll ich denn jetzt sagen?

Soll ich einfach kurz lächeln, nicken und mir ein „Och joar, ganz gut soweit.“ rauspressen in der Hoffnung, dass niemand weiter nachfragt? Wäre definitiv der einfachere Weg und auch die Antwort, die der Fragende zumeist hören will. Zumindest, wenn es sich dabei um einen mehr oder weniger flüchtigen Bekannten handelt. Was sollte da jetzt auch anderes kommen? Schließlich hab ich mir das mit dem Kinder haben ja selbst so ausgesucht. Ich mein, hallo, ich wollte doch zwei! Und jetzt hab ich die, ist doch super, spitze, alles tutti. Ist doch auch die einzig logische Konsequenz – erwartungsgemäß hat einem nämlich spätestens ab dem zweiten Streifen auf dem Test bitte unentwegt die Sonne aus dem Allerwertesten zu scheinen. Zipperlein hier, Müdigkeit da und obendrauf noch ordentlich Sodbrennen? Bitte nicht erwähnen, denn schließlich kann man ja froh sein, dass man schwanger ist (und ja, das war ich sehr wohl!)

Oder soll ich doch Tacheles reden und mit einem „Du, ganz ehrlich? Beschissen.“ zugeben, dass nicht alles immer nur rosa ist und ich so langsam wirklich am Ende meiner Kräfte bin? Dass es für mich das schönste Gefühl der Welt ist, von meinen Kindern angelächelt zu werden, aber das gerade nicht so oft passiert, weil der jüngste Nachwuchs ein besonders liebebedürftiges Baby ist und das ziemlich oft und ziemlich laut äußert? Und uns das alle ganz schön mitnimmt und wir uns das eigentlich anders vorgestellt hatten? Dass unsere Nerven inzwischen blank liegen und unsere Reizschwelle minütlich sinkt? Dass ich mir Vorwürfe mache, weil der Große oft ausbaden muss, was der Kleine aus mir gemacht hat? Ich zu oft mit ihm schimpfe wegen Dingen, die eigentlich doch so nichtig sind? Dass es mir das Herz zerreißt, wenn er dann traurig vor mir steht und mir mit einem „Mama, das ist immer alles so laut hier“ mitteilt, dass ihn die Situation sehr wohl mitnimmt, auch, wenn es ihm auf den ersten Blick gar nicht anzumerken ist? Dass ich mit dem Gedanken leben muss, dass er komplett zu kurz kommt, weil man hopsend und mit einem weinenden Baby auf dem Arm weder vorlesen, noch malen oder was aus Duplosteinen bauen kann? Dass ich Sätze nicht mehr nur nicht zu Ende aussprechen, sondern meistens nicht mal zu Ende denken kann? Dass nicht nur mein Kopf, sondern auch mein Körper erschöpft sind, ich mir jeden Infekt aufsacke und aus jedem eingerissenen Fingernagel, jeder kleinen Schnittwunde gleich eine ausgemachte Entzündung wird?

Nee, lieber nicht, denke ich meistens, zu müde und zu nah am Wasser für die Wahrheit.“Läuft schon ganz gut, wir schuckeln uns noch ein.“ antworte ich dann und schieb noch ein „Es ruckelt ja immer ein bisschen, wenn das Leben in einen anderen Gang schaltet.“ hinterher. Ist ja alles schließlich nur ne Phase, ne?

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