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Weil Hilfe doch immer willkommen ist – Mit wellcome durch’s erste Lebensjahr

Mist, wieder nicht geduscht. Ok, jetzt ist es auch egal, ich geh ja gleich schlafen. Dann vielleicht morgen. Bestimmt. Ja, morgen ganz gewiss.

Oh man, so oder so ähnlich lief es hier ständig ab. Keine Ahnung, wie viele Tage vergingen, besonders in den ersten Monaten mit unserem Schreibaby, an denen ich es schlicht und einfach nicht schaffte, in Ruhe (oder überhaupt, haha) zu duschen oder meine Haare zu waschen, obwohl ich es doch so unbedingt wollte. Sollte. Musste. Gut, immerhin hab ich es meistens geschafft, wenigstens den Schlafanzug mal gegen draußentaugliche Klamotten zu tauschen, aber in PJs das größere Kind in die Kita bringen? Für mich nicht so wirklich ne Option.

„Kindern geht es nur gut, wenn es Eltern gut geht.“

„Ist dir wellcome eigentlich ein Begriff?“ hörte ich meine Hebamme fragen, als ich mal wieder völlig neben mir und einem kleinen Häufchen Elend gleichend, mit strähnigen Haaren und rot geräderten Augen durchs Wohnzimmer hopswackelte. Sie kannte unsere Situation und wusste, dass unser 24h-Baby uns unglaublich viel abverlangte und dass noch mehr als das auf der Strecke blieb.

Ich sah sie verständnislos an (böse Zungen munkeln was von Schwein und Uhrwerk) und sie begann zu erzählen.

Mit wellcome durch's erste Lebensjahr | Praktische Hilfe nach der Geburt | judetta.de

„Praktische Hilfe nach der Geburt“

Sie erzählte mir von einem 2002 in Hamburg gegründeten, aber inzwischen längst bundesweit tätigen Sozialunternehmen, dass sich um Familien kümmert, die gerade Nachwuchs bekommen haben. Sie erzählte, dass wellcome sich an mehr als 230 Standorten dafür engagiert, dass Familien nach der Geburt die nötige Unterstützung erhielten, damit Kinder in einem liebevollen, sicheren und gesunden Umfeld aufwachsen können – das ganze erste Lebensjahr und völlig unabhängig von der sozialen Herkunft und finanziellen Situation. Sie erzählte von anpackenden Händen, die 1-2x pro Woche tatkräftig helfen, damit das (Erst-/Zweit-/Dritt-)Elternsein gelernt werden könnte. Denn auch wenn man „über Nacht“ plötzlich Eltern wird, ist man ja nicht automatisch gleich vollausgestattet mit allen unverzichtbaren und lebensnotwendigen Eltern-Skills, die man so braucht, um die emotionalste, intensivste und kräftezehrendste, Angst machendste und zugleich überallerschönste Zeit gut zu überstehen und sich gut in die neue Rolle einzufinden.

 
 

Du wolltest das so, da musst du jetzt durch.

Oh ich haderte lange mit mir. Zwei Kinder, das haben wir schließlich gewollt. Ein sicheres Umfeld, das hatten wir doch. Und außerdem waren wir ja nicht allein(erziehend), sondern zumindest abends und am Wochenende zu zweit und ein Teil unserer Familie wohnt auch noch fast nebenan und wir haben die besten Nachbarn der Welt. Ich wollte niemandem den Platz „wegnehmen“, der vielleicht wirklich in Schwierigkeiten steckte (Wenn man so oft zu hören bekommt „Babies weinen nun mal, da müsst ihr jetzt durch.“, dann glaubt man das irgendwann und neigt dazu, die eigene Situation komplett runterzuspielen).

Ich habe mich geschämt.

Ich habe mich so geschämt, weil ich dachte, ich hätte das alles hier nicht mehr im Griff und mich nicht getraut, um Hilfe zu bitten. Ich konnte und wollte nicht zugeben, dass mich unser neues Leben mit zwei Kindern heillos überforderte. Nicht, weil es zwei Kinder waren, sondern weil die Situation, in der wir uns mit diesen beiden Kindern plötzlich befanden (High Need Baby vs. Trotzköpfchen, Schlafmangel vs. Nervenbündel) so unglaublich herausfordernd war und wir von diesem Zug einfach überrollt wurden. Das hatten wir einfach nicht kommen sehen.

 
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„Hilfe für den Übergang in den Alltag mit Baby“

Schließlich fasste ich mir ein Herz und wählte die Nummer. Kurz darauf stand ich „in unserem“ wellcome Büro, mein Schreibaby in der Trage, hopswackelnd. Hinsetzen ging nicht, das ließ das Baby nicht zu. Aber zum Reden musste ich ja schließlich nicht sitzen. Und so tanzte ich unsere Geschichte und erzählte, warum ich Hilfe brauchte. Ich schüttete mein Herz aus und wurde verstanden. Ich fühlte mich nicht verurteilt, sondern gut aufgehoben. Ich erfuhr, was ich wissen wollte, vom Angebot bis zu den Kosten. Und entschied mich, das mal zu probieren.

Es dauerte nicht lange, bis sich Nadine, mein ehrenamtlicher wellcome-Engel, bei mir meldete. Wir vereinbarten ein erstes Treffen, sie kam vorbei und wir verstanden uns auf Anhieb gut. Schon in der nächsten Woche begleitete sie uns zu einer Vorsorgeuntersuchung, in der Woche darauf zog sie das erste Mal mit dem Kinderwagen los. Sie kam immer freitags und kümmerte sich zwei Stunden lang um unseren Jüngsten. Zwei Stunden, die ich nicht dazu nutzte, dem Haushalt Herr zu werden, wie ich es tat, wenn sich sonst jemand um die Kinder kümmerte. Zwei Stunden die ich ausschließlich für mich nutzte. Zwei Stunden, um mich einfach nur auszuruhen. Ein bisschen aufzutanken, Kräfte zu sammeln. Manchmal ging ich schwimmen, manchmal schrieb ich, bastelte, kochte (mir) etwas oder schlief einfach nur. Ich tat etwas nur für mich, denn nur wenn es den Eltern gut geht, kann es den Kindern gut gehen.

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© wellcome/Christoph Niemann

So ging das erste Jahr um und ich liebte diese zwei Stunden am Freitag, die ich nur für mich hatte. Ich kann jedem nur ausdrücklich empfehlen, sich auch einen solchen wellcome-Engel zu suchen. Ob Schreibaby oder nicht, jede Mama, jede Familie muss sich erstmal in die neue Situation einleben und bleibt, bis sich alles so richtig hingeruckelt hat, meistens irgendwo auf der Strecke. wellcome hilft dabei, sich in diese neue Rolle einzufinden, mit offenen Augen, verstehenden Ohren und helfenden Händen. Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte nicht so lange gezögert, sondern mich schon eher darum gekümmert, denn ein „zu früh“ gibt es eigentlich nicht. 

In diesem Sinne: Passt auf euch auf!


Liebst,
icke

 

Ps: Übrigens werden immer ehrenamtliche Engel gesucht. Wenn ihr also jemanden kennt, der sich engagieren möchte: bitte unbedingt weitersagen und dann hier entlang.

 
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