Zwei Jahre. Zwei. Two, wie du sagst.
Wow, so fühlt sich das also an. Seit zwei Jahren bin ich jetzt Mama von zweien, zwei Jahre herrscht hier der Ausnahmezustand. Ich habe die Erinnerungskiste vom Schrank geholt und durch all die Dinge gestöbert. Die Karte aus dem Krankenhaus mit deinem Namen und deinen Fußabdrücken, dein erster Body, die mini Windel, die kleine Wollmütze, die dir die Hebamme im Krankenhaus schenkte.

Jetzt sitze ich da, ganz still, und versuche, in mich reinzuhören. Versuche, meine Gefühle zu erkennen, zu sortieren, zu fühlen. Aber ich kann sie nicht greifen, es ist wild und so laut, alles dreht sich und tost und in mir tobt ein gewaltiger Sturm. Wahrscheinlich ist es der gleiche Sturm, der in dir so oft wütet, ein Orkan, der dich rüttelt und schüttelt und dir die Luft zum Atmen nimmt.

Am Tag, an dem du geboren wurdest, fielen dicke Schneeflocken vorm Himmel, die Welt war ganz weiß und gedämpft. Heute gibt es keinen Schnee, das Sachte und Leise ist völlig verschwunden. Dafür bläst ein kraftvoller Wind und die Elbe ist heute Morgen über ihr Ufer getreten. Normal und angepasst? Gibt es nicht bei dir. Ein Kind der Extreme, das bist du. Und zack, schießen mir schon wieder Tränen in die Augen.

Wir hatten nicht immer nur leichte Zeiten, die Frage „Wie geht’s dir“ hat mich so manches Mal an den Rand und darüber hinaus gebracht. Was sich im ersten Jahr bereits zaghaft abzeichnete, wuchs langsam aber stetig und ist längst Gesetz:
Mein Herzschlag ist dein Lieblingsbeat.
Du kannst nur ganz oder gar nicht, „so lala“ gibt es nicht für dich. Wenn dir was gelingt, lachst und freust du dich mit jeder Faser deines Körpers, so sehr, dass es dich manchmal förmlich übermannt. Du quietscht dann und hüpfst und zappelst wie irre, musst tanzen, um die Gefühle raus zu lassen. Gefühle, deren Intensität du einfach nicht anders aushalten kannst. Genauso stark empfindest du aber auch Wut oder Trauer. Geht etwas schief oder nicht nach deinem Willen, dann zeterst du und schimpfst und wütest, als ob es kein Morgen gibt. Die Kraft bricht aus dir raus, mit ganzem Körpereinsatz wirfst du dich hin und her und es fällt mir immer schwerer, dich dann sicher zu halten.
Du bist sehr nähe-bedürftig, sucht meinen Arm, meinen Schutz, meinen Halt. Ein Jahr lang hab ich dich beinah ständig getragen, du hast nahezu auf mir gewohnt. Das genießt du auch mit zwei Jahren immer noch sehr, aber bitte nur, wenn nichts Wichtiges ansteht. Dann musst du los und die Welt erkunden, flitzt aber regelmäßig zu mir zurück und musst mich einmal kurz drücken, als würde dir das neue Kraft verleihen, Kraft und Mut und Sicherheit.

Volle Kraft voraus
Tapfer und furchtlos stapfst du dann wieder los, rennst, kletterst, erlebst mit Haut und mit Haar und mitall deinen Sinnen. Das Gefühl, etwas vielleicht mal nicht schaffen zu können, kennst du gar nicht – du probierst es einfach, kennst keinen Zweifel, das wird schon gehen. Wenn du fällst, stehst du wieder auf und meistens sind die Tränen noch nicht einmal getrocknet, da setzt du schon zum nächsten Versuch an.
Du steigst Treppen, obwohl es weder im Haus noch in der Kita welche gibt, fährst seit drei Monaten Laufrad und kletterst auf Spielplätzen, die eigentlich nur für Große sind. Langsam gibt es bei dir nicht, genauso wenig wie halbe Sachen. Das ist nicht dein Ding, du brauchst es rasant, bist immer mit vollem Einsatz dabei.
Du hast jetzt fast alle Zähne, und jeder einzelne hat dich wirklich Kraft gekostet. Was andere so ganz nebenher und nahezu unbemerkt durchmachen, hat uns viele Nächte und Tränen gekostet. Aber jetzt sind sie da, deine Zähne, und wenn die letzten beiden Backenzähne auch erst noch durch sind, hast du es endlich geschafft.

Je mehr, desto besser
Du erzählst inzwischen wie ein Wasserfall, ein Kauderwelsch aus deutsch und englisch und meistens können immerhin wir dich ganz gut verstehen. Du lernst gerade, dass es neben dem Schreien und den Gebärden, die du gerne genutzt hast, noch eine andere Form der Verständigung gibt – Worte. Und dass es meist viel besser ausgeht, wenn man „die Großen“ gezielter darüber informiert, welches Bedürfnis gerade befriedigt werden muss, als einfach nur so laut und schrill gegen alles und nichts zu protestieren.
Du vergötterst deinen Bruder so wie er dich, ihr seid das erste, wonach ihr beide morgens fragt und ohne ein Abschieds- oder Gute-Nacht-Küßchen kommt ihr nicht zur Ruh. An manchen Tagen sielt ihr schon so süß zusammen, macht Quatsch und bringt mich um den Verstand – vor allem vor Glück. An anderen kannst du es nicht ertragen, wenn er auch mal auf meinem Schoß sitzen möchte, schließlich bin ich deine Mama, deins, deins, deins.

Du liebst es, in die Kita zu gehen, kannst es morgens und besonders nach Wochenenden oder Feiertagen gar nicht erwarten, loszukommen: was sehr zäh begann, ist längst ein Kinderspiel. Du hast keinen besten Freund, nein, du hast viele. Hauptsache, es ist ordentlich trubelig. Du liebst die Action, zu singen und zu tanzen – je mehr und je lauter, desto wohler fühlst du dich.

Ausruhen ist was für Babys
Schlafen ist immer noch nicht so dein Ding. Du schläfst bei mir, ganz dicht an mir dran, immer eine Hand oder einen Fuß auf mir abgestellt. Trotzdem schaffst du nicht besonders viele Stunden am Stück, in Ausnahmefällen sind es mal drei. Und auch den Mittagsschlaf hast du dir längst abgewöhnt, Schlafen ist bitteschön nur was für Babys. Kein Wunder, denn liegend und mit geschlossenen Augen lässt sich auch nichts Erleben. Und nichts Erleben? Nein danke, wie langweilig, das überlassen wir mal schön den anderen.

Oh Baby, ich finde keine Worte, die beschreiben, wie sehr ich dich liebe. Ich freue mich darauf, mit dir die Welt zu entdecken, zu erforschen und mit dem Drehen der Welt um die Wette zu rennen. Mit dir an unserer Seite wird es nicht langweilig und wir sind unendlich dankbar, dass du bei uns bist.
Ich liebe dich.
Deine Mama

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14 Kommentare
Das klingt nach einem super Wochenende. Ich war noch nie ohne Kind ein paar Tage weg. Ein Tag ist in Ordnung, aber bei zwei ist die Sehnsucht schon zu groß. Aber ich finde ich es super, wenn Mamas eine Auszeit nehmen. Die hat sich jede Mama mal verdient und ein Mädelswochenende oder Ähnliches ist doch super. Ausschlafen ….
LG Anke
Liebe Anke, ich kann dein Gefühl so gut verstehen, mir ging es ja genauso. Kurz bevor ich losgefahren bin hätte ich am liebsten alles wieder abgeblasen! Aber ich bin so froh, mich überwunden zu haben, denn es war so eine wertvolle, erholsame Zeit. Und ich bin gestärkt wieder nach Hause gefahren. Irgendwann ist es einfach soweit 🙂
Danke für deine Worte.
Alles Liebe,
Judith
Ich hab dein Wochenende mit Freude im Herzen Verfolgt. Auch ich hab in diesem Jahr meine Tasche gepackt und war einfach nur allein. Manchmal fehlte mir jemand zum Quatschen, aber es war total wichtig diese Zeit für mich – allein. Mit mir. Daher: Daumen hoch, ich finde das total toll das du das gemacht hast!
Liebe Jess, ich freu mich total über deine Nachricht! Ganz alleine weg, mal ohne reden, das steht auch nochmal irgendwann auf dem Programm. Mal sehen, ob ich mich traue. Kann mir aber auch gut vorstellen, dass mir dann jemand zum Quatschen fehlt…
Liebst,
Judith
Solch ein Wochenende habe ich auch bald vor mir. Mit guter Freundin ans Meer. Was ich mich schon freue. Das erste Mal überhaupt, dass ich mit einer Freundin wegfahre, seitdem die Kids da sind.
Liebe Isa, das klingt so gut – Meeresluft riechen, am Strand spazieren, mit der liebsten Freundin quatschen.. Ich wünsche dir viel Spaß, genieß es!
Liebst,
Judith
Es ist echt wichtig, dass man sich als Mama auch mal erholen kann und sei es nur in kleinen Pausen im Alltag, wenn man nicht gleich eine "größere" Auszeit nehmen kann. Geht es der Mama gut, geht es allen gut. 😉
Liebe Karin, da hast du Recht. Aber sich selbst wahr zu nehmen, zu erkennen, was man gerade braucht und sich darum dann auch zu kümmern, das geht leider viel zu oft (auch hier!) unter. Aber ich übe fleißig!
Liebst,
Judith
Das klingt fantastisch! Ich mache in der Regel 1x ein Freundinnen-Wochenende. Das ist total wichtig für mich. Was mir noch ein wenig fehlt, sind die regelmäßigen Auszeiten. Da kommt gerade jetzt im Winter zu oft etwas dazwischen.
Ich finde auch, gerade in der Vorweihnachtszeit sind die Zettel so voll.. Umso wichtiger, sich nicht aus den Augen zu verlieren. Super, dass du das machst, ein Mädelswochenende ist Gold wert!
Alles Liebe, Judith
Mädels-Wochenende 1x im Jahr muß sein (mache ich erst seit letztem Jahr, aber will ich nicht missen!), Es ist so unglaublich wichtig an sich zu denken, damit es allen anderen auch gut geht. Wir haben nur dieses eine Leben und sollten es im Hier und Jetzt genießen!
Danke Dir für Deinen Einblick, was wie ne kleine Auszeit für mich war.
Mach weiter so!!!
Liebe Meike,
da sagst du so was Wahres! Danke für deine lieben Worte, das freut mich gerade total. <3!
Liebst, icke
Hallo 🙂
Ich finde leider keine Information ob so ein mama Auszeit wochende 2023 statt findet,könnte man mir da weiter helfen .
Lieben Dank im Voraus
Melanie zilka
Hi Melanie, schau mal auf mamsterrad.de/klassenfahrt Liebe Grüße!