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Mein Weg in die Mutter/Vater-Kind-Kur:
Auf in den Schwarzwald!

„Fahr doch zur Kur!“, haben sie gesagt. „Ist doch super. Da kannst du dich dann ganz in Ruhe mal so richtig erholen.“ Und ich? Habe bisschen schräg gelächelt, tapfer genickt und verstohlen versucht, mir die Tränen aus den Augen zu wischen, bevor sie jemand entdeckt.

Zur Kur? Mit den Kindern? Hahahahahaha.

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange das jetzt her ist, dass ich das erste Mal von der Mutter-Kind-Kur hörte. Klar, verlockend war das schon, drei Wochen raus, drei Wochen in mich reinhorchen und „reparieren“, was da in den letzten zwei lauten Jahren ohne erholsamen Schlaf, dafür aber mit vielen Trage- und Hopswackeltagen angeknackst oder abgerissen ist. Ehrlich gesagt hab ich mich aber gefragt, was an einer solchen Kur auch nur ansatzweise erholsam sein soll. Ein HighNeedchen aka Schreibaby, das sich nicht einmal von mir gut beruhigen ließ und quasi auf mir wohnte, dazu ein damals noch Dreijähriger, den diese Situation mehr als mitnahm und damit zwei Kinder, die sich nur schwer und nach langer Eingewöhnung bis gar nicht fremdbetreuen lassen würden? Dafür dann aber ohne meinen Mann, der mir immerhin abends, wenn der (eigentlich selbst noch total kleine) Große schon schlief, das Baby wenigstens mal für ein paar Minuten abnehmen konnte? Das war für uns unter diesen Umständen schlichtweg nicht vorstellbar, also haben wir den Gedanken daran schnell wieder beiseite geschoben. Gut, eine Mutter-ohne-Kind-Kur oder, noch besser, eine „Vater-mit-beiden-Kindern-Kur“, das hätte wohl einiges an Entspannung mit sich gebracht, aber danach dann komplett ohne Mann weitermachen, weil dieser auf halben Weg auf der Strecke blieb? Nicht unbedingt mein Wunschzustand. (Sarkasmus off.)

Wir hielten also weiter durch und aus und den Kopf gerade noch solange über Wasser, wie wir mussten – und schafften. Schleppten uns von Tag zu Tag und durch die Nächte, aus unseren Drahtseilnerven wurden dünne Fäden, die wir nicht selten ganz verloren. Die Monate vergingen und jeder gut gemeinte Hinweis auf die Möglichkeit einer Kur wurde von uns abgeschmettert, Rückhand, beidhändig.

Alles nur eine Phase, wirklich.

Vom Schreibaby zum Kitakind

Vor ziemlich genau einem Jahr ging es dann los, wir starteten mit der Kitaeingewöhnung. Aber auch hier war schnell klar, das (inzwischen offiziell schon gar nicht mehr) Baby hatte schlichtweg keine Lust auf eine Fremdbetreuung. Doch wir hatten die liebste Bezugserzieherin, die man sich nur wünschen kann und eine tolles Team in der Kita, also gaben wir uns etwas Zeit und blieben – zumindest für ein paar kleine Minuten, aus denen ganz allmählich Stündchen wurden – erstmal dabei. Mittlerweile lief es in der Betreuung gut, dafür waren die Nachmittage anstrengender denn je, denn das Baby klebte so lautstark und mit solcher Wucht an mir, dass wir es kaum ertragen konnten. Also nicht, dass das Baby an mir klebte, sondern dass die Trennung von mir seine kleine Welt scheinbar so auf den Kopf stellte, dass nur ich und meine unbedingte Nähe sie nachmittags wieder ein bisschen richten konnte. Gerade als wir beschlossen hatten, die Kita wieder auszusetzen und noch ein paar Monate zu warten, bevor wie es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal versuchen würden, fiel bei ihm irgendein Schalter und er ging, nein rannte förmlich fröhlich und ausgelassen in seinen Raum. Klar beobachteten wir das noch eine ganze Weile mit Argusaugen, aber nach etwa drei Monaten war unser Kleinster wirklich in seiner Gruppe angekommen. Morgens rannte er zur Tür und brachte uns seine Schuhe, wenn es ihm nicht schnell genug ging und auch die Tränen beim Abschied waren endlich versiegt.

Die Kur - ein echter Lichtblick?

Das „Wann wird es besser?“ rückt in greifbare Nähe

Ich suchte mir einen neuen Job und unser Leben „normalisierte“ sich wieder ein bisschen. Ja, es geht hier immer noch ziemlich laut zu und nein, so schnell wachsen nerven nicht nach, meistens schon gar nicht so ganz von alleine.  In den meisten Nächten schlafen wir immer noch nur maximal zwei Stunden am Stück, aber inzwischen sind kleine Auszeiten möglich – immerhin. Die Betreuung der Kinder in der Kita klappt inzwischen bombastisch, beide Jungs gehen gern hin und fühlen sich wohl.

Kleine Auszeiten im Alltag, Selbstfürsorge

Und auch uns Eltern ist es gelungen, uns wieder besser um uns selber zu kümmern, uns zum Beispiel kleine, erholsame Auszeiten einzubauen – im Idealfall für jeden und wöchentlich. (Die Sache mit der Selbstfürsorge.) Hauptsächlich alleine, während der jeweils andere beide Kinder ins Bett bringt und hütet, aber manchmal klappt das sogar auch zusammen. Das ist schön und das tut gut, tatsächlich reicht es aber bei Weitem nicht aus, unsere Akkus wieder so richtig aufzuladen. Klar, wir sind raus aus dem dunkelroten Bereich, aber es gibt Tage, und zwar zur Genüge, die uns katapultesque zurück in die Dangerzone schießen. Und irgendwo im Hinterkopf, ganz hinten versteckt, spukte immer noch der Gedanke an eine Kur in mir rum.

Erstmal Hilfe suchen und informieren

Bei einer Vorsorgeuntersuchung fragte mich meine Frauenärztin dann irgendwann, wie es uns denn inzwischen so ginge und ob ich mir vorstellen könnte, zu einer Mutter-Kind-Kur zu fahren – das würde sie mir dringlichst empfehlen. Ungefähr zeitgleich lud der Arbeitskreis für Familienhilfe in unserer Nähe zu einer Informationsveranstaltung zu Mutter-/Vater-Kind-Kuren ein und wir meldeten uns kurzerhand an. Da saßen wir nun, mein Mann und ich, hörten zu und grübelten, ob das inzwischen wirklich was für uns sein könnte.

Danach ging alles sehr schnell. Wir vereinbarten einen individuellen und sehr, sehr hilfreichen Beratungstermin und schilderten unsere Lage, bekamen erst ein Kopfnicken und Verständnis, dann Zuspruch und aufmunternde Worte, zum Schluss alle erforderlichen Unterlagen und ein zuversichtliches Lächeln mit auf den Weg. Wir vereinbarten Termine bei unseren Ärzten, ließen die Unterlagen ausfüllen und reichten alles beim AK für Familienhilfe ein. Dort kümmerte man sich um alles weitere (die komplette Korrespondenz mit unseren Krankenkassen und den Kliniken und die Terminkoordination) und nur kurze Zeit später stand fest: wir würden wirklich zu einer dreiwöchigen Kur fahren.

Unser Weg in die Kur

Lagen anfangs noch Wochen und (ziemlich genau 5) Monate zwischen dem Jetzt und der Kur, sind es mittlerweile nur noch Tage: in genau einer Woche geht es für uns alle los. Wir fahren zusammen mit dem Zug in den Schwarzwald. Wir werden – auf unseren Wunsch hin – in unterschiedlichen Kliniken untergebracht sein, die jedoch nicht allzu weit von einander entfernt sind. Mein Mann fährt mit unserem großen Sohn, ich mit dem kleinen. Bislang ist noch nicht geplant, dass wir uns zwischendurch besuchen oder treffen, aber wenn wir das wollen, ist es – auch ohne Auto – mit etwas Planung absolut machbar.

Haben wir an alles gedacht?

Bald geht es los

Und so ist die letzte Woche vor der Kur angebrochen, in einer Woche sitzen wir schon im Zug. Gefühlt sind bis dahin noch hundert Dinge zu regeln, was packen wir ein, was nehmen wir mit, schicken wir unser Gepäck vorher per Post oder nicht, brauchen wir einen Buggy oder reicht die Trage und haben wir überhaupt schon genug Wäsche gewaschen? Wie werden wir schlafen, ist das Attest mit den Unverträglichkeiten inzwischen angekommen, geht jetzt wirklich alles seinen Gang? Oh man, bin ich aufgeregt. Wie wird es sein? Was wird uns erwarten? Und drei Wochen ohne meine zwei großen Jungs? Das wird sicherlich keine Kleinigkeit. Puh, na mal sehen. Ich bin echt gespannt, wie es werden wird.

Wart ihr schon mal bei einer solchen Kur? Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht? Was sollte ich unbedingt dabei haben und was habt ihr vielleicht ganz umsonst mitgeschleppt? Und woran muss ich dringend noch denken?

Danke schon mal und liebst,
icke


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