Es ist mal wieder ruhig geworden um uns, ruhig hier auf dem Blog, bei Instagram und auch bei Facebook. Klar, ich könnte jetzt mit digital detox prahlen oder irgendwas von #butfirstleben erzählen, und irgendwie trifft das ja auch in gewisser Weise zu. Allerdings nicht, weil ich mir das selbst so ausgesucht habe, sondern, weil mein Baby das für uns entschieden hat – mein 24-Stunden-Baby. Das 24-Stunden-Baby, dieser Begriff stammt nicht von mir, sondern ist der Titel eines Buches von William Sears. Im Original erzählt es von „High Need Babies„, von Babies mit starken Bedürfnissen. Als meine Stillberaterin es mir Anfang des Jahres in die Hand drückte, musste ich erst bissi schmunzeln. Doch dann las ich rein und konnte es nicht mehr weg legen, hab es verschlungen. (Gut, ich kann mich zwar nicht mehr an den kompletten Inhalt erinnern, aber hey, das geht mir schließlich mit der gesamten ersten Jahreshälfte so, wollen wir mal nicht so sein. Aber ich weiche ab.) Ich habe das Buch jedenfalls verschlungen und uns in nahezu jedem Satz wiedererkannt. Es fehlte nicht viel und ich hätte mit einem Rotstift alles abgehakt… Als ich das Buch zurück gab, war es später Frühling und unsere Situation hatte sich dank eines spezialisierten Arztes, der eine Funktionsstörung in Bébies Wirbelsäule erkannte und lösen konnte, ein bisschen entspannt. Ich leckte meine Wunden, aß vernünftig, versuchte, mich zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen und hegte die leise Hoffnung, dass sich mit der Blockade auch „die lauten Zeiten“ in Wohlgefallen aufgelöst hätten. Aber dann wurde er krank. Gut, Krankheit ist Ausnahmezustand, da gelten andere Regeln. Dennoch wurde es ab diesem Zeitpunkt (das war vor etwa sechs Wochen) wieder deutlich schwieriger und bis auf ein, zwei bessere Wochen sind wir wieder komplett back to business. Soll heißen, dass mein 24-Stunden-Baby sich nur selten ablegen lässt und ich tagsüber die meiste Zeit mit ihm auf dem Arm oder in der Trage unterwegs bin. Dass ich durchs Haus hopswackle und mich nicht traue, ihn ins Bett zu legen, wenn er eingeschlafen ist. Dass er nur schwer zufrieden zu stellen ist und er durch sehr lautes, schrilles und andauerndes Weinen kundtut, wenn ihm was missfällt. Dass wir dauerstillen und nachts maximal zwei Stunden am Stück schlafen, tagsüber noch kürzer. Dazu hat er noch beschlossen, dass er keinen Schnuller mehr möchte, sondern ich diese Rolle ab sofort auch übernehmen darf. Aber hey, immer mal was Neues, wir wollen schließlich hübsch flexibel bleiben. Leider führt das allerdings dazu, dass es bei uns mal wieder schlimmer aussieht als bei Hempels unterm Sofa. Ich habe immer noch nicht alle Urlaubsklamotten gewaschen, das Bad und überhaupt das ganze Haus müssten dringend mal wieder geputzt werden und ich komme zu nichts. Staubsaugen, aufräumen, einkaufen, kochen, aber auch Dinge wie schlafen und essen oder schreiben, bissi gärtnern oder schlichtweg mal rumliegen und ausruhen kommen mal wieder viel zu kurz. Papierkram türmt sich mittlerweile bis unter die Decke und müsste dringend mal abgearbeitet werden. Ich weiß, dass der Haushalt auch mal liegen bleiben kann und sich Kinder später lieber daran erinnern sollen, was sie Schönes erlebt haben und nicht, wie sauber und ordentlich es zuhause immer war. Aber mal ganz abgesehen von den verrückten Abenteuern, die es zu erleben gilt, irgendwann sind nun mal alle Vorräte aufgegessen, der Staupteppich ist dick und die Wechselschlüppis sind alle. Auch, wenn „Ohne Schlüppi in die Kita“ sicherlich ebenfalls ein Abenteuer ist, zu einer Kindheitserinnerung soll das nun nicht unbedingt werden. Und ich bin müde. So, so müde und leider auch enorm häufig schlecht gelaunt. Lasse mich unheimlich schnell aus der Ruhe bringen, meine Lunte ist kurz und ich bin schnell genervt. Schimpfe bei Kleinigkeiten und fahre wegen Banalitäten aus der Haut. Ich geh mir selber sowas von auf den Keks, wenn ich könnte, würde ich den Umgang mit mir bis auf Weiteres meiden. Laut „Oje ich wachse“ stecken wir gerade mitten in einem Entwicklungsschub. Früher hab ich diese Sprünge immer mit einem Lächeln abgetan, so richtig passte das nie und überhaupt, kann da denn was dran sein? Entwicklung in Etappen? Aber ich klammere mich an jeden Strohhalm und die Beschreibung des Sprunges bzw. der Anzeichen trifft diesmal ziemlich ins Schwarze. Also hoffe ich, dass ich nur noch zwei Wochen aushalten muss, bis sich die Situation hier wieder ein bisschen lockert und ich endlich mal wieder dazu komme, wenigstens ein paar Minuten am Tag mal nur ich selbst zu sein. Ps: Ein bisschen Zeit freischaufeln, mal kurz den Kopf ausschalten und ganz tief durchatmen, das mache ich morgen. Ich habe mir einen Flower-Workshop von Bloomon geschenkt und werde mich morgen Abend zusammen mit einer Freundin ausschließlich um mich und ein paar entzückende Blumen kümmern. Vielleicht gehen wir sogar vorher noch etwas essen (und reden dabei in ganzen Sätzen und zu Ende! Das wär ja was, verrückt!) Oh ich freu mich so!
Liebst,
4 Kommentare
Oh du Liebe, ich hoffe sehr, dass es bald alles wieder entspannter bei euch wird! Solche "Rückschritte" sind einfach Mist! Aber du meisters das toll und ich finde es genau richtig, dass du dir solche Auszeiten einräumst. Ganz viel Freude dabei!
Und ganz viel Kraft – es wird (irgendwann) besser, ganz bestimmt!
Oh man, mein Armes. Wird mal wieder Zeit, dass wir vorbei kommen und wir dir Bébie nur für ein kurzes Momentchen abnehmen, damit du kurz du sein kannst <3
Fühl dich gedrückt!
Hallo liebe Judith. Auf der Suche nach Tipps bin ich auf deine Seite und den Artikel gestoßen. DANKE! DANKE! DANKE!
Ich fühle mich so verstanden. Neben mir liegt mein High Need Baby (4 Monate) und schläft zum ersten Mal für heute länger als 15 Minuten am Stück. Dein Artikel hat sehr gut getan. Auch der mit der Wackelzahnpubertät und dem diskutierten. So ein Menschlein (7 Jahre) haben wir nämlich auch noch hier rumspringen 😉
Alles Liebe Helen
Liebe Helen, tausend Dank für deine Worte – es tut so gut zu wissen, dass ich mit meinen Worten anderen helfen kann. Viele liebe Grüße, Judith