Oh ich Rabenmutter. Ich habe letzte Woche den schlimmsten Fehler begangen, den man sich – im Alter von dreieinhalb Jahren – wohl nur vorstellen kann. Zumindest klang das so und dem Gebrüll nach zu urteilen kann ich das nie wieder gut machen. Wie konnte das nur geschehen?
Am Anfang war das Shirt
„Das doch nicht, Mamaaaaa, neiiiiin! Ich will mein Batman T-Shirt anziehen! Das hier mag ich nicht!“ Mist, da saß ich in der Patsche. Ich wusste zwar zur Abwechslung mal, wo sich das heiß und innig geliebte Shirt befand, aber das machte es keinen Deut besser: es lag auf dem Stapel mit der Schmutzwäsche, ganz obenauf und hübsch verziert mit der Speisekarte des letzen Tages. Das jetzt so nochmal anziehen? No way! Denn selbst, wenn mein Gewissen und ich solche Zwickmühlen inzwischen recht pragmatisch angehen, das Shirt wäre, so verschmutzt wie es war, vermutlich einfach von allein vor mir weggerannt. Aus hygienischen Gründen oder so. Was also tun?
„Kuck mal hier, ich hab hier das Shirt mit dem orangefarbenen Fahrrad drauf, das sieht doch aus wie deins! Pass auf, wie nehmen heute da und ich verspreche dir, großes Indiander-Ehrenwort, ich wasch dir Batman, so dass du das morgen wieder anziehen kannst, okay? Wie wärs?“ Er ließ sich missmutig auf den Deal ein, puh, gerade nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Glück gehabt.
Das Glück hielt genau bis zum nächsten Morgen. Stolz wie Bolle präsentierte ich das in schierer Hektik natürlich viel zu spät gewaschene (mir fiel das wie immer erst wieder ein, als ich mich hundemüde und zombie-esque schon in Richtung Bett schleppte) und gerade so noch trocken gewordene (Hurra den Heizkörpern in den noch kühlen Nächten!), wohl duftende Lieblingsshirt. „Nein Mamaaaaa, das doch nicht! Das will ich nicht! Ich will was anderes anziehen!“
Tilt.
/tɪlt/ It’s an emotional breakdown and frustration of your hard work not resulting in the success that you crave so desperately. Ich weiß nicht, wie oft wir dieses Spiel jetzt schon gespielt haben. Wie kann man in diesem Alter (und bei ihm begann das selbst aussuchen wollen tatsächlich schon weit vor dem zweiten Geburtstag) schon so sicher wissen, was man anziehen möchte und was auf keinen Fall? Wie bitte schön schaffen es all diese Leute, ihre Kinder in so niedliche Klamöttchen zu stecken, Geschwisteroutfits in Naturtönen und was nicht alles? Bestechung? Morphium? Und warum passiert all das immer, wenn man morgens einen Termin hat und eh schon (mal wieder) viel zu spät dran ist?
Abends beim Wäsche zusammen legen kam mir dann die Idee. Inzwischen hatten sich nämlich mindestens sechs Körbe frischer Wäsche in unserem Wohnzimmer angesammelt und das bedeutete zum einen eine gute Stunde Beschäftigung, zum anderen und viel Wichtigeren aber, dass in eben diesen Minuten sämtliche Lieblingsoutfits des Dreieinhabjährigen wieder zu Tage befördert werden würden. Warum also nicht direkt…

Päckchen packen
Und so bereiten wir zukünftig nicht nur unser Mittagessen vor, sondern auch unsere Outfits. Beziehungsweise die der Kinder. Ich mache das beim Koffer packen schon ewig so, warum also nicht auch für jeden Tag? Ich lege jetzt am Wochenende (meistens am Sonntag, wenn auch wirklich genug Zeit war, ein paar Trommeln zu waschen) die Klamöttchen für die kommende Woche (okay okay, für Montag-Freitag) zurecht. Fünf Stapel für jeden Kind, bestehend aus Unterwäsche oder Body und Socken, Shirt, Pulli, Hose, was man eben so anzieht als Kind in unserer Familie. Diese Päckchen werden dann zusammengebunden (Shirt schön nach oben, denn die Hose und der andere Rest werden meistens zum Glück nicht infrage gestellt) und dann kommen sie in die für die Kids erreichbaren Schubladen in ihrer Klamöttchen-Kommode. Und jeden Morgen dürfen die Jungs selbst entscheiden, welches Paket sie gerne anziehen möchten. (Ehrlicherweise entscheidet der Kleine noch nicht wirklich irgendwas, aber dem Großen macht es immens Spaß, auch diese Entscheidung selbst tragen zu dürfen.) Und was soll das ganze Theater?

Mehr Lust und weniger Frust beim Anziehen
Tatsächlich führte das bei uns dazu, dass der allmorgendliche Ringelpiez um die Kleiderfrage von jetzt auf gleich ein Ende fand. Selbst aussuchen zu dürfen, was er anzieht, macht ihm riesigen Spaß und es ist eine Freude, ihm dabei zuzusehen. Klar könnte ich ihn auch alle Sachen einzeln aus der Kommode ziehen lassen, aber dafür fehlen mir schlichtweg morgens Zeit und Nerven. (Vor allem, wenn er aus ALLEN Sachen auswählen kann. Entweder ist nix da, weil sich die Wäsche mal wieder bis unter die Decke türmt oder – immerhin schon gewaschen – gerade auf ein halbes Dutzend Körbe im Wohnzimmer verteilt liegt. Oder die Auswahl in seinen Schubladen ist zu groß, was tatsächlich hin und wieder auch mal vorkommt.) Diese Methode entstresst jedenfalls unser Fertigwerden morgens ungemein und ich lege die Klamotten ja eh zusammen. Ob ich sie jetzt hier lang oder dort längs sortiere, ist ja nun wirklich Wurscht.


Easy like every morning
Gut, bis die Morgende hier ruhig und kalkulierbar ablaufen, haben wir noch ein gutes Stück Arbeit (und vor allem hoffentlich irgendwann wieder erholsame Nächte) vor uns, aber wir sind auf dem Weg. Und wie war das noch?
Mit kleinen Schritten kommt man auch ans Ziel.
Etwas langsamer vielleicht,
dafür aber auch weniger außer Puste.
Etwas langsamer vielleicht,
dafür aber auch weniger außer Puste.
Und jetzt raus mit der Spreche, was sind eure Tricks und Kniffe, die euch morgens das Leben vereinfachen? Immer gerne her damit, ich freu mich über jede Erleichterung!
Liebst,
icke
Ps: Die entzückenden Tieraufkleber auf den Schubladen sind von Käselotti und waren unser erster Life Hack in Sachen Kinder anziehen. So sind nämlich die Shirts bei uns nicht in der zweiten Schublade von oben, sondern beim Tiger und die Schlafanzüge nicht in der zweiten von unten, sondern beim Faultier. Das hat das Aussuchen schon einmal immens erleichtert und die Ikea Kommoden doch gleichzeitig auch noch ein bisschen aufgehübscht.

Du möchtest dir diesen Post auf Pinterest merken? Hier, bitte sehr:










5 Kommentare
Guter Beitrag zum Thema Stillen. Interessant, dass ihr 1000 Tage gestillt habt und die ersten 14 Tage du ununterbrochen an der Milchpumpe gehangen hast. Ich erwarte gerade auch mein erstes Kind, deshalb überlege ich, welche Milchpumpe ich mir zulegen soll.
Liebe Judith, wie schön du es geschrieben hast, du sprichst mir aus dem Herzen! Ich stille nun seit 19 Monaten, egal wo ich bin, Familie, Freunde oder Fremde, stets muss ich mich rechtfertigen. Mein kleiner Mann ist sehr sensibel und bekommt so seine Sicherheit. Bin gespannt, wie lange wir diese „Still-Reise „ noch machen und solange Genies Ich noch die gemeinsame Nähe. Danke für die schönen Zeilen ❤️
Und ich danke dir für diesen lieben Kommentar, ich freue mich wirklich sehr darüber! Alles Liebe für euch!
Liebe Judith, ich bin über deinen Abstillbericht gestolpert und wollte ein paar Worte hier lassen. Ich habe meine Jüngste, jetzt 4,5 Jahre alt, bis zum 4. Geburtstag gestillt. Und sie war echt noch süchtig. Sie ist ein picky eater und seitdem ernährt sie sich von 8-10 Lebensmitteln, zu denen nicht unbedingt Obst und Gemüse gehören. Das hat mich schon mehr gestresst als das Stillen. Und die unbeteiligten Beobachter hatten mir doch prophezeit, dass das Kind „nach dem Abstillen endlich essen wird“. Tut sie nicht. Und ich bedauere immer noch, gegen den Wunsch meiner Tochter abgestillt zu haben, sie ist seitdem viel häufiger und schwerer krank mit sehr hohem Fieber bei allen möglichen Keimen.
Jedenfalls, du siehst, ich hadere nach einem guten halben Jahr immer noch und wünsche mir, dass jede Frau selbst bestimmen darf, ob und wie lange sie stillt. Ohne ungewollte Kommentare von völlig Unbeteiligten. Die einzigen, die es – wie bei euch beiden – regeln müssen, sind Mutter und Kind. Ich hoffe, dein Beitrag macht Müttern Mut, ihrem Bauchgefühl zu vertrauen.
Liebe Grüße, Steffi
Liebe Steffi, tausend dank für deinen lieben Worte und das Teilen deiner Erfahrung. Hach, wenn es doch nur leichter wäre, auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen und sich nicht von den Worten anderer beeinflussen zu lassen, oder? Niemand steckt in deinen Schuhen, deiner Lage, kennt deine Familie so gut wie du selbst. Daher hoffe ich mit dir, dass viele Mütter (und Eltern) da draußen es schaffen, ein bisschen mehr auf die eigene Stimme zu hören.
Alles Liebe für euch,
Judith