Die Tage sind schön, intensiv und schön. Sind voller Kinderlachen und Draußenzeit, voller Laufrad fahren und frischer Luft, auf Spielplätzen toben und bei Freunden sein. Du und ich, wir klicken irgendwie, verstehen uns gut und haben Spaß. Wir sind gut zusammen und genießen uns. Du genießt, dass ich da bin und ich genieße dich. Dir das Leben zu zeigen und dabei zuzusehen, wie du das Leben erlebst und du selbst bist. Dein kleiner Bruder himmelt dich dabei an. Und dann wird es Abend und dunkle Wolken ziehen auf. Die Luft wird ganz dünn und es schleicht sich schon an. Noch ist es versteckt, doch man kann es schon spüren. Ganz still und leise sammelt es Kraft, es bereitet sich auf seinen Auftritt vor. Es plustert sich auf, es holt ganz tief Luft und wartet auf seine große Chance. Nicht mehr lange, gleich wird es zu sehen sein.
Und plötzlich ist es soweit. Dann kracht es und zischt, du erschrickst dich und dir bleibt der Atem weg. Da ist ein Monster neben deinem Bett. Das Monster faucht und es wütet wild. Es ist gemein und so ungerecht. Es ist böse und schreit, ist unfair und hart und lässt sich nur mühsam in Ketten legen. Das Monster bin ich. Mein Akku ist leer und meine Lunte so kurz. Ein kleiner Funke und schon raste ich aus. Ich erkenn‘ mich nicht wieder, werde hektisch und laut und bin plötzlich so verständnislos. Ich erwarte von dir, dass du funktionierst, weil ich keine Kraft hab dich aufzufangen. Dabei möchte ich so gerne da sein für dich, dich an die Hand nehmen, dir Ruhe schenken. Dir was vorlesen, erzählen, vielleicht singen und hören, wie dein Atem langsam und gleichmäßig wird. Dich in den Arm nehmen und streicheln, dir Halt geben und dich – wenn nötig – auch durch deine Wut begleiten. Ich will Monster verjagen und nicht selber eins sein. Ich will, dass du dich geborgen fühlst.
Aber ich lerne dadurch, ich lerne von dir und irgendwann wird das kein Thema mehr sein. Es klappt manchmal schon, tief einatmen und aus, bis zehn zählen und nochmal von vorne anfangen. Dann wird das Monster ganz klein und taucht ab in die Nacht und wird hoffentlich bald ganz verschwunden sein.



Liebst,










5 Kommentare
Guter Beitrag zum Thema Stillen. Interessant, dass ihr 1000 Tage gestillt habt und die ersten 14 Tage du ununterbrochen an der Milchpumpe gehangen hast. Ich erwarte gerade auch mein erstes Kind, deshalb überlege ich, welche Milchpumpe ich mir zulegen soll.
Liebe Judith, wie schön du es geschrieben hast, du sprichst mir aus dem Herzen! Ich stille nun seit 19 Monaten, egal wo ich bin, Familie, Freunde oder Fremde, stets muss ich mich rechtfertigen. Mein kleiner Mann ist sehr sensibel und bekommt so seine Sicherheit. Bin gespannt, wie lange wir diese „Still-Reise „ noch machen und solange Genies Ich noch die gemeinsame Nähe. Danke für die schönen Zeilen ❤️
Und ich danke dir für diesen lieben Kommentar, ich freue mich wirklich sehr darüber! Alles Liebe für euch!
Liebe Judith, ich bin über deinen Abstillbericht gestolpert und wollte ein paar Worte hier lassen. Ich habe meine Jüngste, jetzt 4,5 Jahre alt, bis zum 4. Geburtstag gestillt. Und sie war echt noch süchtig. Sie ist ein picky eater und seitdem ernährt sie sich von 8-10 Lebensmitteln, zu denen nicht unbedingt Obst und Gemüse gehören. Das hat mich schon mehr gestresst als das Stillen. Und die unbeteiligten Beobachter hatten mir doch prophezeit, dass das Kind „nach dem Abstillen endlich essen wird“. Tut sie nicht. Und ich bedauere immer noch, gegen den Wunsch meiner Tochter abgestillt zu haben, sie ist seitdem viel häufiger und schwerer krank mit sehr hohem Fieber bei allen möglichen Keimen.
Jedenfalls, du siehst, ich hadere nach einem guten halben Jahr immer noch und wünsche mir, dass jede Frau selbst bestimmen darf, ob und wie lange sie stillt. Ohne ungewollte Kommentare von völlig Unbeteiligten. Die einzigen, die es – wie bei euch beiden – regeln müssen, sind Mutter und Kind. Ich hoffe, dein Beitrag macht Müttern Mut, ihrem Bauchgefühl zu vertrauen.
Liebe Grüße, Steffi
Liebe Steffi, tausend dank für deinen lieben Worte und das Teilen deiner Erfahrung. Hach, wenn es doch nur leichter wäre, auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen und sich nicht von den Worten anderer beeinflussen zu lassen, oder? Niemand steckt in deinen Schuhen, deiner Lage, kennt deine Familie so gut wie du selbst. Daher hoffe ich mit dir, dass viele Mütter (und Eltern) da draußen es schaffen, ein bisschen mehr auf die eigene Stimme zu hören.
Alles Liebe für euch,
Judith