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Die Sache mit dem Adventskalender – Dieses Jahr bitte ganz einfach und schnell

– Enthält Ironie- und Sarkasmusplatzierungen –

Klar, ich leb hier irgendwie in (m)einer kleinen Blase, einem Mikrokosmos, den ich mir selber ausgesucht hab. Sojamilch ist längst keine fancy Modeerscheinung mehr, Dinkel auch nicht und dass unsere Kinder selbstgemachte Müsliriegel naschen, ist ganz normal. Jeder hat ein Smartphone, keiner kuckt mehr TV, alle streamen nur noch, und wenn, dann mindestens second screen. Bodies für die Kleinen bitte nur aus feinstem Wolle-Seide-Gemisch, Spielzeug ausschließlich aus Holz und Bücher am liebsten selbstgemalt.

Mir ist klar, dass das nur ein kleinster Teil der „normalen“ Bevölkerung ist, aber das ist nur mal „mein“ Teil der Bevölkerung, der Teil, in dem sich mein Freundeskreis befindet, in dem ich „zuhause bin“. Und leider auch der Teil, der sich

mit allem möglichen SchnickSchnack enorm selber unter Druck setzt,

vor allem, was das Thema „Mama sein“ anbelangt.

Und ganz oben auf der Hitlist gerade: ein fancy selbstgemachter-DIY-selbst-genähter-ökologisch-korrekter Adventskalender, bitte gern mit allerlei nachhaltigem oder wenigstens pädagogisch wertvollem Gedöns gefüllt. Lieber nicht so viel Süßkram, ihr wisst schon, die Zähne, und das Thema mit dem Fluorid in der Zahnpasta haben wir ja eh noch nicht zur Genüge besprochen.

In jedenfalls genau dieser fancy Parenthood-Bubble ist es nun mal ungeschriebenes Gesetz, dass man den Adventskalender für seine Kids und evtl. auch den Partner – in ganz verrückten Konstellationen gibt es auch Familienkalender, in dem jeder reihum mal öffnen darf – selbst bastelt oder gestaltet. Wenn das aus unerfindlichen Gründen nicht geht, klar, dann darf ausnahmsweise auch auf einen fertigen Kalender (gerne Waldtierchen mit entzückenden Gesichtern und Öhrchen oder Säckchen in zarten Natur-Farben) zurückgegriffen werden. Die müssen dann aber bitte schön teuer in einem der angesagtesten Online Concept Stores bestellt werden, zur Not mit Warteliste. Dann auf die skandinavisch anmutende Kommode stellen, fix eine Licherkette und ein paar brennende Kerzen drum drapieren, schnell ein Foto machen und bei Insta hochladen, puh, geschafft. gerade noch rechtzeitig wurden ein, zwei Nachtschichten eingelegt, geklebt, gebastelt, geflucht und gefüllt und wenn man Glück hat, kann man noch ein paar kleine Stunden schlafen, bevor am Morgen das erste Türchen aufgemacht wird.

So hab ich das in den letzten Jahren auch gehandhabt, bin ewig durch die Stadt gerannt, um aus ungebrandeten Kaffeebechern und einer Etagere einen kleinen Baum zu bauen, habe Päckchen zusammen getackert und an Äste geknüpft, im Jahr darauf gefaltet, verpackt und zusammen gesteckt (Hier ist der Blogpost dazu). Ich habe Nummern gelettert und beinah ein halbes Vermögen in die Füllung investiert, eine schöne Auswahl aus Naschi und kleinen Büchern oder Spielzeugautos, Seifenblasen und Badewasserfarbe. An Nikolaus ruhig was Besonderes, an Weihnachten schon ein mittelkleines Geschenk als Appetizer vor der eigentlichen Geschenkeschlacht. Was hab ich mich gestresst und geschwitzt, nur um doch noch rechtzeitig fertig zu werden und letzten Endes jeden zweiten Morgen eine Diskussion zu führen, dass leider nur „Och manno, Mama, wieder keine Schokolade! Du bist doof!“ drin war.

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Und ehrlich gesagt habe ich mir auch in diesem Jahr schon die ein oder andere Stunde das Hirn zermatert. Erste Butterbrottüten-Ideen waren geboren, Tüten nummeriert und Klipse besorgt, aber so richtig auf einen grünen (Tannen)Zweig kam ich nicht. Ich hatte einfach nicht die zündende Idee, wie ich das mit mittlerweile drei Öffnenden mit unterschiedlichsten Interessen und einer mittelschweren Milcheiweißunverträglichkeit (Hallo keine Schokolade!) geregelt bekommen sollte. (Klar, der Mann sagte, ich brauch für ihn nicht auch, aber eine ordentliche fancy Mom tut das nur ab, hält sich nicht dran und schafft locker auch das noch, ne!?)

Adventskalender aus Butterbrottüten selber machen | Last Minute basteln | Schnell, einfach und ohne Stress | judetta.de
 

Und wisst ihr was? Plötzlich erinnerte ich mich an meinen Minibreakdown in einer Nacht im September, der Nacht zum vierten Geburtstag des Kindes. Mein inner Monk schrie nach Perfektion ich wollte Ballonwolken und Konfetti, Wimpelketten und allerhand Trara, um die Augen unseres Sohnes mal so richtig zum Leuchten zu bringen und ihm den schönsten und unvergesslichsten Tag zu zaubern. Und als ich da saß, mit Tränen im Gesicht und einem dreiviertel Herzkasper, nahm der Liebste mich in den Arm und fragte, was das eigentlich soll. Er sagte mir, dass unser Sohn glücklich sein würde, auch das petrolblau der Ballons nicht hunderprozentig zu unserer Wandfarbe passte. Denn alles, worauf es ihm ankäme, wäre, dass er einen eigenen Kuchen bekommen würde, einen Kuchen mit ganz paar Kerzen zum Auspusten, dass wir für ihn sängen und alle einfach zusammen wären. Also schaltete ich etwa siebzehn Gänge runter, holte tief Luft und entspannte. Die Zeit für fancy würde schon wiederkommen,

gut ist definitiv gut genug.

Daran erinnerte ich mich jedenfalls und beschloss, es mit dem Adventskalender in diesem Jahr genauso zu halten. Ich stapelte alle Tüten also in die nächstbeste Ecke und durchsuchte das Netz nach einem Kalender, der beiden Jungs eine Freunde machen würde, aber keinerlei Milch enthielte. Dabei stieß ich dann auf den Kalender von Haribo (selbstgekauft, ohne Auftrag). Zack, bestellt, drei zwei eins, meins. Jetzt warten hier also zwei fruchtgummig gefüllte Kalender mit unterschiedlichen Bildern auf ihren Einsatz und ich? Überlege schon mal, wie ich die Sache mit dem Adventskranz in diesem Jahr auch möglichst nervenschonend hinkriegen kann.

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Wie handhabt ihr das? Bastelt ihr noch oder kauft ihr schon? Schreibt es mir in die Kommentare!

Liebst,
icke

Ps: Bitte, ihr fleißigen Bastler und Selber-Füller da draußen, ich bewundere wirklich, was ihr da zaubert. Und wie ihr das schafft. Wenn euch das Spaß bringt, go for it, auf jeden Fall! Ich möchte hier nämlich weder stänkern oder urteilen noch in irgendeiner Form Kritik an euch ausüben. Aber ich möchte die bestärken, die sich diesen zusätzlichen Aufwand – und das ist es ja – zur Zeit einfach nicht antun können. Oder wollen. So, wie ich selbst. Und: Das ist okay so. Den jeder soll, wie er gerne mag. #coolmomsdontjudge

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8 Kommentare

  1. Danke! Ich zähle gerade auch zur Fraktion hätte, würde, sollte aber kann nicht mehr. Es tut gut zu hören das man nicht alleine ist.

    • Wir sind sogar viele und wahrscheinlich noch mehr, als es zugeben. Du bist nicht allein und das hier ist erst ein Anfang. Ich glaub wir müssen dringend lernen, dass "okay" meistens viel besser ist als "perfekt". Machst du mit?

  2. Hallo Judetta,

    Danke für gut ist gut genug. Funde es super schwer nicht in diesen fancy Strudel rein zu kommen gerade wenn man auch berufstätig ist und da ganz schnell in einen Spagat macht und nicht mehr hoch kommt.
    Bei uns gibt es: einen Adventskalender aus gestrickten babysocken der dieses Jahr dann befüllt wird mit pixibüchern Gummibärchen (auch hier milcheiweißallergie) oder Duplo Steinen. ALLES VON OMA. Alle freuen sich drüber: Kind freut sich. Mama muss nur noch aufbaumeln und oma darf schenken. Letztes jahr mit 2 Jahren gab es nur eine Socke die dann abends von Mama aus einer mitgelieferten Tüte befüllte.

    LG aus Rostock

    • Das ist echt eine megatolle Lösung, die ihr da gefunden habt! Ich wünsch euch eine schöne (und vor allem stressfreie!) Adventszeit!

  3. Bei uns gibt es eine Lego-Kalender und einen playmobil-Kalender. Davon haben sie lange was und es gibt auf jeden Fall täglich was kleines zum bauen und zum freuen.

    • Auch eine super Idee! Hat dann jeder einen oder darf auch munter getauscht werden? Hier ist ja immer das genau gewünscht, was der andere gerade hat…

  4. Ich habe es im letzten Jahr endlich geschafft meinen Traumkalender zu nähen/basteln und den will ich jetzt einfach jedes Jahr aufhängen, bis die Kinder es nicht mehr ertragen können 😋. Es ist ein Tannenbaum, an den jeden Tag die Filzanhänger aus den Säckchen gehangen werden, sodass er sich bis Weihnachten füllt. Und ja, es war megaaufwändig, aber wie gesagt, das soll jetzt auch ein paar Jahre halten… Der große bekam die letzten Jahre eh meist noch nen Schokokalender von den Nachbarn geschenkt und wir arbeiten immer den ganzen Dezember die Süßigkeiten von Sankt Martin ab, das fehlt ihm also nicht. Das manche jeden Tag ein Geschenk drin haben hat er gottseidank noch nicht mitbekommen und solange er nicht danach fragt werde ich sowas auch nicht einführen. Ich mach es mir dieses Jahr also noch einfacher und muss nichtmal einen Kalender kaufen 😋

    • Sowas ist natürlich auch toll, von einem so schönen Kalender, der es über die Jahre schafft, träum ich auch noch heimlich. Aber dafür bleibt ja zum Glück noch genug Zeit. Eine schöne Vorweihnachtszeit euch!


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