„Oh nee, bitte einfach glatt!“ – Das war meine Antwort, wenn ich früher beim Friseur gefragt wurde, ob man „meine natürlichen Locken schön herausarbeiten“ solle. Locken? Ich? Puh, also da hörte es wirklich auf. Schlimm genug, dass ich bei hoher Luftfeuchtigkeit immer direkt aussah wie ein explodierter Pudel. Das musste ich jetzt nicht unbedingt noch betonen.

Meine Haare und ich – eine Geschichte voller Missverständnisse
Also föhnte ich. Und föhnte und föhnte und föhnte. Ich wollte soooo gerne glatte Haare haben, aber gegen die Naturkrause kam ich einfach nicht an. Naturkrause, das klingt ja immerhin schon nach was, aber ganz ehrlich – ihren Namen hatte sie nicht verdient. Alles, was sie konnte, war mir täglich einen Strich durch die Frisur-Rechnung zu machen. Egal, ob ich einen Pony trug oder nicht, mein Haar war einfach nicht zu bändigen und ich glaube die Studi VZ Gruppe „Meine Haare feiern nachts ohne mich eine Party“ wurde für Haar wie meins gegründet. (Studi VZ, kennt das überhaupt noch jemand?)

Plötzlich Locken dank der Curly Girl Methode
Ich weiß gar nicht mehr, wie, wo und warum ich von dieser Methode erfuhr, aber irgendwie kribbelte da plötzlich was in mir. Denn das Vorher-Bild der Frau, das ich da vor mir sah, erinnerte mich stark an mich. Und das Nachher-Bild? Unglaublich, das konnte einfach nicht sein! Ich war so gebannt wie früher von der unendlichen Geschichte und konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Und als ich dann noch den Youtube Kanal von Swavy Curly Courtney entdeckte, war ich sicher: die Curly Girl Methode MUSS ich einfach probieren.

Curly Girl Methode – Was ist das denn?
Die Curly Girl Methode (und ja, ich ich muss bei dem Namen auch immer wieder ein bisschen kichern), hat ihren Ursprung in dem Buch „Schöne Locken: Das Handbuch“ von Lorraine Massey (gibt es gerade vom mvgverlag in München für 17,99€ bei Amazon, auf Englisch ist es mit 12,17€ deutlich günstiger. Darin ist beschrieben, wie man seine lockigen Haare pflegen sollte, damit sie schön aussehen und wie man gegen das „Phänomen Wischmopp“ vorgehen kann.
Ich muss sagen, dass ich einige Prinzipien der Curly Girl Methode anwende und sie gut für mich passen, bei anderen drücke ich aber ein Auge zu oder habe inzwischen einen eigenen Weg gefunden, mit dem ich gut zurecht komme. Für den Anfang ist das aber ein super Weg, sich mit der eigenen Lockenpflege auseinander zu setzen – vor allem, wenn man eigentlich dachte, man hat gar keine.


Schöne Locken? Am besten gestern!
Blöderweise muss es bei mir dann immer ganz schnell gehen, mein zweiter Vorname ist Ungeduld. Ich rannte also los und durchforstete sämtliche Drogeriemärkte, leider ohne wirklich fündig zu werden. (Inzwischen hat sich da was getan, aber so richtig happy bin ich noch nicht – dazu später mehr). Ich holte mir Rat bei einer Freundin und bestellte dann verschiedene Produkte, die ich nach und nach ausprobierte. Zu meinen Favoriten erzähle ich später mehr.
Curly Girl Methode – Die Haarpflege

Haare waschen nach der Curly Girl Methode
Ich wasche mir meine Locken nicht mehr unter der Dusche, sondern kopfüber über der Badewanne (wobei das sicherlich auch in der Dusche geht). Zum einen lassen sich die Produkte so besser einarbeiten und ich sehe einigermaßen, was ich tue. Zum anderen läuft mir das allerhöchstens lauwarme, eher kalte Wasser (ja, wirklich!) dann nicht über den Körper, sondern lässt sich total gut ertragen (auch ja, wirklich! Und ich bin normalerweise echt eher „Temperaturtyp Blanchieren“). Das lauwarme Wasser (so kalt du es eben ertragen kannst) sorgt dafür, dass die Haarschuppen sich glätten und hält die „Lockenbündel“, also die Strähnen, beisammen.
Bei den Produkten muss man sich tatsächlich ein bisschen durch probieren. Zunächst mal bestimmt man anhand eines sauberen, aber trockenen Haares seinen Haartyp. Dabei wird unterschieden in „High Porosity“, das ist eine hohe Porosität (=Durchlässigkeit) des Haares, eine mittlere Porosität oder eben die „Low Porosity“, eine geringe Durchlässigkeit des Haares. Das besagt im Grunde nur, wie die Oberflächenstruktur deines Haares beschaffen ist und Wasser und Pflegeprodukte vom Haar aufgenommen werden. Danach kannst du dann entscheiden, ob du eher ein feuchtigkeitsspendendes oder ein sehr pflegendes Produkt brauchst. Das ganze Ding mit der Porosität ist bei Lockenkopp super erklärt, da erfährst du auch, wie du den Porosity Test machen kannst. Nun aber zu den Produkten die ich für die Lockenpflege benutze.

Shampoo
Reinigendes Tiefenshampoo
Mildes Co-Wash / No Poo
(Klingt komisch, ich weiß. Aber ey, ich hab mir das auch nicht ausgedacht!) Im Wechsel mit dem Tiefenreinigungsshampoo benutze ich ein Co-Wash (aka No Poo) Produkt. Das ist im Prinzip Conditioner (also eine Spülung), reinigt und pflegt die Haare zugleich.
Conditioner

Curl Activator / Curl Enhancer
Dieser Lockenverstärker versorgt das Haar mit Feuchtigkeit und hilft dabei, dass sich die Locken richtig schön kringeln. Gleichzeitig mindert er Frizz, also dass die Haare einzeln in alle Richtungen stehen. Ich streiche den Curl Activator wieder mit der „praying hands“ Methode in meine Haare ein und „squishe“, also knete ihn dann sorgfältig ein. Der Lockenverstärker verbleibt dann im Haar.
Hier benutze ich je nach Laune die Moisturizing Curl Activation Cream von Cantu* oder den Be Curly Curl Enhancer von Aveda.*
Starker Halt für Locken: Gel
Das soll ja jetzt natürlich idealerweise auch alles ein bisschen in Form bleiben, ne? Dafür muss dann noch etwas rein, dass den Locken Halt gibt: ein Gel. Entweder kocht man sich selber und ratzfatz ein Leinsamengel (geht ganz schnell und ist hier super erklärt) oder benutzt ein fertiges Haargel für Locken, das geht auch.
Das Gel wird genauso im Haar verteilt wie schon die Spülung und der Lockenverstärker (Squishe, dass es richtig schmatzt!). Ich benutze dafür tatsächlich selbstgemachtes Leinsamengel oder den Extreme Hold Styling Stay Glue von Cantu*, wenn ich mal keine Lust oder Zeit habe, vor dem Waschen noch Leinsamengel zu kochen. Das Gel wird nicht ausgespült.
Gerade entdeckt: Die Cantu Produkte gibt es auch im Bundle.*
Nach dem Waschen: Locken ploppen lassen
Sobald ich mit allen Steps durch bin, wickle ich die immer noch nassen, nicht ausgedrückten und richtig glitschigen Haare kopfüber in ein Mikrofaserhandtuch. Dort bleiben sie dann sie da 15-20 Minuten drin und dürfen sich zu Locken „ploppen“. So können auch die Pflegeprodukte noch einmal richtig einziehen.
Ich habe mir dafür bei Amazon ein Dreierpack Mikrofaser Handtuch-Turbane* gekauft, die man einfach zuknöpfen kann – super praktisch (auch für die Kinder, übrigens). Ein altes Baumwollshirt tut es aber auch – nur von Frottee sollte man die Finger lassen, das raut die Haarstruktur wieder auf.
Achtung: Haare ab jetzt nicht mehr anfassen und schon gar nicht mehr durch wuscheln, bis sie ganz trocken sind!

Locken trocknen
Die Curly Girl Methode sieht eigentlich vor, die Haare an der Luft trocknen zu lassen. Das dauert mir ehrlich gesagt zu lange, also föhne ich sie meistens. Dazu benutze ich meinen Föhn mit Diffusor Aufsatz (ich habe diesen hier*) im Wechsel auf der kalten und mittleren Stufe (niemals heiß).
Bevor es aber ans Föhnen geht, „squishe“ ich die Haare nochmal mit dem Handtuch, also knete sie noch einmal in Richtung Kopfhaut. Das hilft, die Locken noch einmal zu aktivieren und nimmt die überflüssigen Pflegeprodukte ab.
Ich föhne kopfüber, nehme ein paar Strähnen in den Diffuser, führe den Diffuser an die Kopfhaut und schalte ihn dann erst ein. Ich starte mit der mittleren Stufe. Und jetzt heißt es warten, warten, warten. Nach etwa einer halben Minute stelle ich die Temperatur auf kalt und warte nochmal so lange. Dann schalte ich ihn aus und nehme ihn vorsichtig weg. Danach kommen die nächsten paar Strähnen an die Reihe und so geht es immer weiter. Das vorsichtige An- und Ausschalten verhindert, dass sich die Haarbündel beim Föhnen trennen und Frizz entsteht. Ich gebe zu, das klingt etwas umständlich, but it does the trick. Ich föhne insgesamt etwa 10-15 Minuten, dann sind meine Haare zu 90% trocken. Der Rest trocknet an der Luft.

Locken kämmen
Das hatte ich ja oben schon erwähnt – Locken werden nicht gekämmt, vor allem nie, nie, nie im trockenen Zustand. Das führt nämlich dazu, dass die Lockenbündel sich auflösen und man aussieht, als hätte man ein bisschen Spaß mit einer Gabel und einer Steckdose gehabt.
Für das bessere Einarbeiten der Pflegeprodukte schwören manche auf die Denman Brush*, die habe ich selbst aber noch nicht probiert.
Zum Auflockern der Haare im trockenen Zustand kann man einen Afro Pick* nehmen. Hab ich zwar, aber ehrlich gesagt geht das auch einfach mit den Fingern.

Gelcast und „Scrunch out the Crunch“
Und jetzt bitte mal ordentlich erschrecken – die Haare sind ja ganz hart und die Locken sehen fürchterlich aus! Stimmt, aber das ist gewollt. Das Gel, dass man zuletzt eingearbeitet hat, verursacht nämlich häufig einen sogenannten Gelcast. Dabei legt sich um die Haare und härtet aus, hält die Bündel beim Trocknen in Form und schützt dadurch vor Frizz. Wenn die Haare nun trocken sind, also richtig, richtig trocken (vorsichtig mit den Fingern prüfen), kann man den Gelcast ganz einfach mit den Händen oder dem Mikrofasertuch herauskneten – Scrunch out the Crunch. Dadurch verschwindet der Gelcast komplett und die Wellen werden ganz weich. Manchmal, wenn ich ganz verrückt bin, verteile ich noch ein bis zwei Tropfen Haaröl in meinen Händen, bevor ich knete. Ich hab das Gefühl, dass das ein bisschen den Frizz im Zaum hält und die Lockenbündel dadurch besser beisammen bleiben.


Nachts keine Party mehr – Mit den Locken schlafen
Um die Locken gut über die Nacht zu bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder schnappt man sich ein Seidentuch oder eine Seidenschlafmütze* (I know!) und wickelt sie vorsichtig darin ein. Man kann auch auf einem Seidenkissen schlafen – all das soll helfen, dass sich die Lockensträhnen nicht aufrubbeln und damit Frizz verhindern. Ich schlafe einfach mit einer Ananas: einem lockeren Dutt oder Pferdeschwanz ganz oben auf dem Kopf, den ich mit so einem Spiralhaargummi (aber die mit Stoff drüber)* befestige.

Die Locken auffrischen
Zwischendurch frische ich die Locken hin und wieder mal auf, je nachdem, ob ich sie offen oder in einem Pferdeschwanz tragen will. Das Produkt dafür kommt in einer Sprühflasche. Man befeuchtet die Haare damit gut und knetet dann kopfüber wieder die Locken hoch. Die trocknen jetzt entweder an der Luft oder werden noch einmal über geföhnt. Der Cast der sich eventuell bildet, kann dann im ganz trockenen Zustand wieder rausgeknetet werden.
Überraschenderweise gibt es da auch was von Cantu, und zwar den Comback Curl Next Day Curl Revitalizer*. Den benutze ich im Wechsel mit einem Produkt, dass ich hier in der Drogerie entdeckt hab – eine Hausmarke, by the way.

Übrigens: Als ich angefangen habe, konnte man die meisten „richtigen“ Lockenprodukte ausschließlich online bestellen. Inzwischen gibt es auch viel in den Drogeriemärkten, stöbere da sonst einfach mal durch.
Puh, das ist ja ein riesiger Text geworden. Aber endlich, endlich ist er fertig und darüber freue ich mich. Als nächstes widme ich mich dann mal ausführlich meinen benutzten Produkten.
Na dann: happy Locken!
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14 Kommentare
Das klingt nach einem super Wochenende. Ich war noch nie ohne Kind ein paar Tage weg. Ein Tag ist in Ordnung, aber bei zwei ist die Sehnsucht schon zu groß. Aber ich finde ich es super, wenn Mamas eine Auszeit nehmen. Die hat sich jede Mama mal verdient und ein Mädelswochenende oder Ähnliches ist doch super. Ausschlafen ….
LG Anke
Liebe Anke, ich kann dein Gefühl so gut verstehen, mir ging es ja genauso. Kurz bevor ich losgefahren bin hätte ich am liebsten alles wieder abgeblasen! Aber ich bin so froh, mich überwunden zu haben, denn es war so eine wertvolle, erholsame Zeit. Und ich bin gestärkt wieder nach Hause gefahren. Irgendwann ist es einfach soweit 🙂
Danke für deine Worte.
Alles Liebe,
Judith
Ich hab dein Wochenende mit Freude im Herzen Verfolgt. Auch ich hab in diesem Jahr meine Tasche gepackt und war einfach nur allein. Manchmal fehlte mir jemand zum Quatschen, aber es war total wichtig diese Zeit für mich – allein. Mit mir. Daher: Daumen hoch, ich finde das total toll das du das gemacht hast!
Liebe Jess, ich freu mich total über deine Nachricht! Ganz alleine weg, mal ohne reden, das steht auch nochmal irgendwann auf dem Programm. Mal sehen, ob ich mich traue. Kann mir aber auch gut vorstellen, dass mir dann jemand zum Quatschen fehlt…
Liebst,
Judith
Solch ein Wochenende habe ich auch bald vor mir. Mit guter Freundin ans Meer. Was ich mich schon freue. Das erste Mal überhaupt, dass ich mit einer Freundin wegfahre, seitdem die Kids da sind.
Liebe Isa, das klingt so gut – Meeresluft riechen, am Strand spazieren, mit der liebsten Freundin quatschen.. Ich wünsche dir viel Spaß, genieß es!
Liebst,
Judith
Es ist echt wichtig, dass man sich als Mama auch mal erholen kann und sei es nur in kleinen Pausen im Alltag, wenn man nicht gleich eine "größere" Auszeit nehmen kann. Geht es der Mama gut, geht es allen gut. 😉
Liebe Karin, da hast du Recht. Aber sich selbst wahr zu nehmen, zu erkennen, was man gerade braucht und sich darum dann auch zu kümmern, das geht leider viel zu oft (auch hier!) unter. Aber ich übe fleißig!
Liebst,
Judith
Das klingt fantastisch! Ich mache in der Regel 1x ein Freundinnen-Wochenende. Das ist total wichtig für mich. Was mir noch ein wenig fehlt, sind die regelmäßigen Auszeiten. Da kommt gerade jetzt im Winter zu oft etwas dazwischen.
Ich finde auch, gerade in der Vorweihnachtszeit sind die Zettel so voll.. Umso wichtiger, sich nicht aus den Augen zu verlieren. Super, dass du das machst, ein Mädelswochenende ist Gold wert!
Alles Liebe, Judith
Mädels-Wochenende 1x im Jahr muß sein (mache ich erst seit letztem Jahr, aber will ich nicht missen!), Es ist so unglaublich wichtig an sich zu denken, damit es allen anderen auch gut geht. Wir haben nur dieses eine Leben und sollten es im Hier und Jetzt genießen!
Danke Dir für Deinen Einblick, was wie ne kleine Auszeit für mich war.
Mach weiter so!!!
Liebe Meike,
da sagst du so was Wahres! Danke für deine lieben Worte, das freut mich gerade total. <3!
Liebst, icke
Hallo 🙂
Ich finde leider keine Information ob so ein mama Auszeit wochende 2023 statt findet,könnte man mir da weiter helfen .
Lieben Dank im Voraus
Melanie zilka
Hi Melanie, schau mal auf mamsterrad.de/klassenfahrt Liebe Grüße!